From Hamburg to Capetown by Vespa...

Reisebericht Seite 5 von 5

Letzte Aktualisierung zum 06.09.03

04.09.03 Die Taetigkeit der Haushaelterin laesst uns am fruehen Morgen wachen werden. Wir nutzen die Morgenstunde, um im Internetcafe noch ein paar angefangene Tagesberichte zuende zu bringen. Dort werden wir freudig begruesst, und waehrend einer kurzen Pause kommt Jan mit einem anderen Kunden ins Gespraech. Er heisst Marteen, kommt aus Belgien und hat mit oeffentlichen Verkehrsmitteln einige der auch von den beiden Vespafahrer bereisten Gebiete angesteuert. Seine naechste Tour soll ihn in die Mongolei fuehren. Dort will er mit einer Kamelkarawane die Wueste Gobi in Angriff nehmen - auch nicht uninteressant! Gegen Nachmittag schliesslich verlassen wir Mzusu und machen uns auf den Weg nach Nkhata Bay, einer Empfehlung unseres englischen Freundes Lee. Wir geniessen die Strecke, die ueberwiegend parallel zum Lake Malawi verlaeuft und immer wieder an ihn heranfuehrt. Nkhata Bay liegt in einer Bucht und ist ueberseht mit verschiedenen Lodges, Souvenir-Staenden und aehnlichen Highlights. Uns erscheint etwas sehr touristisch, allerdings starten von hier auch tolle Tauch- und Bootstouren. Die Suche nach der uns empfohlenen Nyaya Lodge gestaltet sich einfach. Und wen treffen wir auf dem Weg dorthin? Lee. Wir suchen das fluechtige Flattern in seinen Augen; jedoch scheint er sich damit abgefunden zu haben, immer wieder auf uns zu treffen.
Die Lodge mit wunderbarem Blick auf den Lake Malawi liegt erfreulicherweise abseits des Gewimmels. Wir treffen auf zahlreiche Rucksackreisende. Abends findet ein Billard-Turnier statt, fuer welches wir uns aufgrund der beschaemenden Ergebnisse kurz nach Einreise in dieses Land nicht anmelden. Wie wir als Zuschauer im Verlauf des Turniers feststellen, war diese Entscheidung richtig. Wir haetten uns ganz hinten anstellen duerfen... Die Reisenden gelten aufgrund der Wahl ihrer Mittel grundsaetzlich als Gespraechsthema und kommen mit vielen Leuten in eine Unterhaltung. So auch mit Michael: er kommt aus Chicago und kennt die dort ansaessigen Jungs von Scooterworks (wohl groesster Vespaladen der USA).
Andere Touristen erzaehlen uns von ihren Trips per afrikanischen Nah- und Fernverkehrsmitteln. Tage werden damit verbracht, die wenigen existenten Verbindungen auszumachen, die dann doch nicht fahren; es gilt, Stunden und Tage fuer teilweise sehr kurze Strecken aufzuwaenden.
Nicht halten, wann und wo man will - immer in voelliger Abhaengigkeit. Dagegen erscheint selbst eine Vespa-Individualreise doch gleich in bedeutend besserem Licht.

05.09.03 Auch die Reisenden bleiben von den zahlreichen Souvenir-Offerten nicht verschont. Wir werden von Lee auf eine einem Verteidigungsschild nachempfundene Handarbeit hingewiesen - diese findet bereits am Vorabend in Christian ihren Abnehmer und wird prompt am Heck der Vespa angebracht. Jan kann einige handgemalte Bilder ergattern, welche ihm gut gefallen. Aber ebenfalls so ein Schild... das waere nicht schlecht.
So fahren wir morgens erneut zu dem Haendler. Er hatte uns am Vortag zugesichert, ein zweites Schild zu organisieren. Fast erwartungsgemaess ist das mit Speerspitzen versehene Souvenir nicht da. Noch nicht, wie uns der Shopbesitzer versichert, aber `in 10 Minunten`. Unter Anteilnahme einer immer groesser werdenden Kinderschar spielen wir schicksalsergeben... erstmal eine Runde Karten. Eine Stunde spaeter entscheiden wir, dass die zehn Minuten nun vorbei sind und verabschieden uns von dem Shopbesitzer. Nicht ohne das uns dieser noch den `Black History Shop` seines Bruders in Kenda Beach anpreist. Das passt uns sogar ganz gut in den Kram, da Kenda Beach auf unserem Weg liegt. So verlassen wir Nkhata und fahren entlang des Lake Malawi in suedlicher Richtung.
Gegen Mittag erreichen wir die Abzweigung nach Kenda Beach und haben das zweifelhafte Vergnuegen, uns mal wieder mehrere Kilometer durch Sand wuehlen zu duerfen, bevor wir den vermeintlichen `Hort des Schildes` erreichen. Das anliegende Beach-Ressort ist dann auch sehr schoen gelegen. Es gibt mehrere Laeden, und nach einigem hin und her findet Jan dann auch den Black History Shop. Der Verkaeufer bestaetigt, dass er normalerweise Schilder in seinem Sortiment fuehre. Aber genau heute morgen waere sein Bruder da gewesen und habe alle Schilder fuer einen Kunden in Nkhata Beach abgeholt...
Nach dieser Pleite nehmen wir erst einmal einen Drink und betrachten die zahlreichen Memos, die andere Reisende in Form von Aufklebern und Collagen in der Bar hinterlassen haben. Am spaeten Nachmittag pflegen die Reisenden einen kleinen Disput hinsichtlich der Weiterfahrt und Uebernachtung. Der eine will heute noch ein paar Kilometer schaffen, der andere hat eine schoene und nahegelegene Uebernachtungsmoeglichkeit ins Auge gefasst. Die erstere Option wird mehr oder weniger erfreut gewaehlt. Das raecht sich, indem wir an diesem Abend in einem aeusserst maessigen Hotel haltmachen muessen.

06.09.03 Bei Sonnenaufgang werden wir von jeder Menge Krach im Hotel geweckt, sodas wir schon gegen 7.30 Uhr auf der Strasse sind und unseren weiteren Weg nach Lilongwe antreten.
Auf halber Strecke kommt uns ein BMW-Fahrer mit eidgenoessischem Kennzeichen entgegen. Er stoppt, wir stoppen. Und erfahren, dass sein Name Steven ist, er befindet sich auf dem Rueckweg in die Schweiz. Zuvor hat er 2 Jahre lang Afrika auf der Westroute von Nord nach Sued durchquert. Der Schweizer ist der erste Motorradtraveller, den wir in Afrika treffen - entsprechend werden Informationen ausgetauscht. Nach laengerer Unterhaltung trennen sich unsere Wege wieder. Wer mehr ueber Steven und seine Reise erfahren will, findet kann dessen Webseite unter `Links` (around africa on a motorbike) anklicken.
In Lilongwe angekommen fahren wir zuerst ins dortige Meridien, um eine ordentliche Herberge fuer einen der beiden Reisenden zu buchen. Nach einem delizioesen Mittagessen im Hotel machen wir uns dann auf die Suche nach dem `Kiboko-Campingplatz`, damit auch der andere Vespafahrer `standesgemaess` absteigen kann. Wir landen zunaechst in einem Neubaugebiet, wo Christian im Gespraech mit einem hiessigen Ingenieur die unterschiedliche Bausubstanz zwischen Malawi, Deutschland und den Vereinigten Staaten diskutiert. Und obwohl Malawi zu den zehn aermsten Laendern der Welt gehoeren soll, zeigt sich auch in der Hauptstadt ein bescheidener Wohlstand in Form grosser mittelstaendischer Wohngebiete. Nach persoenlicher Einschaetzung sind wir uns einig, auf unserer Reiseroute mit dem Sudan und Aethiopien wenigstens zwei (bedeutend) aermere Laender bereist zu haben.
Die weitere Suche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Kleiner Tipp in eigener Sache: wenn man sich auf sein GPS verlaesst, sollte man auch die richtigen Daten eingeben. Nachdem dieser Fehler behoben ist, finden wir sechs Kilometer suedlich auch das Kiboko-Camp (www.kiboko-safaris.com). Dort helfen wir zunaechst einer englischen Familie, ihren Land-Rover wieder fit zu machen, indem wir Schlauchschellen aus unserem reichhaltigem Ersatzteilsortiment spendieren.
Waehrenddessen treffen wir auf einen jungen Bremer namens Christoph, welcher als Sozialarbeiter in Malawi taetig ist. Allerdings kuemmert er sich nicht um einheimische, sondern um deutsche Problemkids. In Deutschland kriminell aufgefallen, werden die Heranwachsenden zwecks Disziplinierung und Resozialisierung nach Afrika verfrachtet. Dort werden sie mit handfesten, gemeinnuetzigen Aufgaben betraut. So bauen sie Haeuser (klarer Fall fuer die Handwerkskammer...) und graben Brunnen, um ueber harte Arbeit an einen geregelten Tagesablauf gewoehnt zu werden. Laut Christoph handelt es sich um Schwerstfaelle, von denen sich unter den schwierigen afrikanischen Arbeitsbedingungen einige wenige eines Besseren besinnen. Die Resozialisierungsquote ist trotzdem vergleichsweise hoch.
Als Anekdote erfahren wir von dem studiertem Lehrer und Sozialpaedagogen, dass bei Brueckenbauarbeiten seiner Schuetzlinge im Sueden des Landes bis zu 2.000 Zuschauer (!) angereist sind, aus den umliegenden Doerfern und teilweise sogar aus dem Nachbarland Mozambique. Wie ein Lauffeuer sprach sich die unglaubliche Mitteilung herum, dass dort Weisse koerperliche Arbeit verrichten - ein in den meisten Teilen Afrikas voellig unbekanntes `Phaenomen`.
Christoph erzaehlt uns auch, dass der schweizerische Motorradfahrer, welchen wir am Morgen getroffen haben, hier drei Wochen gewohnt hat. Irgendetwas war an der BMW kaputt, was einen langen Zwangsaufenthalt bescherrte. Entsprechend war des Schweizers Visa abgelaufen - doch selbst ist der Mann. Steven hat sich mit dem Stempel eines Phantasiestaates selbst die Ein- und Ausreise bestaetigt - wohl nicht das erste Mal. Zur allgemeinen Erheiterung hat er einen Abdruck im Gaestebuch des Campingplatzes hinterlassen...
Schliesslich bauen wir gemeinsam das Zelt auf. Nach diesem Akt der Menschlichkeit verabschiedet sich Christian in sein Hotel. Zuvor verabreden wir uns fuer 21.30 Uhr in Harrys Bar, um dort mit den Norwegerinnen zusammen zu treffen.
Entsprechend verlaesst Jan am spaeten Abend das Camp in Richtung Harrys Bar, um dort auf seinen Mitreisenden und, was ihm natuerlich noch viel wichtiger ist, auf Marte und Mona zu treffen. Die Lokation entpuppt sich als ein netter Spot, welcher bestimmten VCHler ganz sicher ebenfalls gefallen wuerde. So gibt es einen grossen Bartressen sowie einen Aussenbereich, indem sich die Tanzflaeche und das Team Norwegen befindet. Das Hallo ist gross und die Anzahl an Norwegern ebenfalls. Nach Christian's Eintreffen ist die Crew komplett. Harrys Bar leert sich, und wir beschliessen, einen `LKW` (Laden Komplett Wechseln) zu machen.
Zu Acht (plus Fahrer) wird ein kleines altes Toyota Corolla Taxi geentert, um in einen Club namens Las Vegas zu fahren. Leider haelt der Name nicht, was er verspricht - gaehnende Leere selbst am Samstagabend. Gluecklicherweise haben wir unsere norwegischen Scouts. Erneut quetschen wir uns in ein Taxi, und es geht zur naechsten Lokation. Zu Jans Glueck dauert die Fahrt nicht allzulange - er hat das zweifelhafte Vergnuegen, den einzigen etwas korpulenteren Zeitgenossen auf dem Schoss zu haben, welcher ihm bei jedem Schlagloch die etwas empfindlicheren Teile der maennlichen Anatomie maltraetiert.
Die Diskothek entspricht dann auch den Erwartungen der feierwilligen Nordeuropaeer, er ist proppenvoll und wird mit angenehmen lokalen Klaengen beschallt. Jetzt schlaegt die Stunde der beiden norddeutschen Ausdruckstaenzer. Nach einer kurzen Eingewoehnungsphase an die ungewohnten afrikanischen Rhythmen faellen Scheu und Scharm - die beiden Reisenden verlassen Stunden spaeter als Letzte die Lokalitaet.

07.09.03 Die Infos zum 07.09.03 folgen in der nächsten Zeit! 14.01.05

08.09.03 Abends früh ins Bett = morgens früh raus. Dank der am Vorabend zeitig eingekehrten Nachtruhe beginnen wir schon kurz nach Sonnenaufgang mit den Widrigkeiten der allmorgendlichen Routine, damit die Roller schwer bepackt ihren Dienst auf den Strassen Sambias versehen können. Wir fahren in den beginnenden Tag hinein und beobachten das morgendliche Landleben Sambias. Der Hunger wird mittags per Sandwichs gestillt, welche wir in dem Restaurant eines erhöht liegenden Campingplatzes mit Blick auf ein breites Flussbrett einnehmen. Doch das Flussbrett ist ausgetrocknet - es ist eben keine Regenzeit.
Wir wollen heute noch Sambias Hauptstadt Lusaka erreichen. Die Strassen sind weit, es kommt uns nur wenige Fahrzeuge entgegen. Mitten in der Pampa, schon von weitem ersichtlich, mal wieder eine fest aufgebaute Polizeikontrolle. Denken wir zumindest, während wir an den Kontrollposten heranrollen. Eine Schranke über die Strasse, daneben ein uniformierten Posten auf einem Stuhl. Routinemäßig kramen wir in unseren Achselbeuteln (wie ein Brustbeutel, nur für Bösewichte schlecht wahrnehmbar unter den Achselhöhlen sitzend) und reichen unsere mit Körpersäften durchtränkten Ausweispapiere rüber. Doch das interessiert den freundlichen jungen Beamten überhaupt nicht - wir sind in eine TseTse-Fliegenkontrolle geraten! Kein Wunder, dass der Mann entgegen afrikaüblichen Gewohnheiten nicht mit Maschinengewehr und schwerer Bewaffnung auf uns zustürmt.
Wir können es kaum glauben: der Abgesandte des Gesundheitsministeriums steht tatsächlich mit einem Catcher bewaffnet am Straßenrand und lauert Fahrzeugen auf, um diese dann mit dem selbstgebauten Fliegenfanggerät (Schweißdraht und weiße Gardine) nach der berüchtigten TseTse-Fliege zu durchsuchen. Bei Zweiradfahrern ist da nicht viel zu holen, und trotzdem beginnt ob unserer Verwunderung ein langes Gespräch. Schließlich wollen wir mit eigenen Augen sehen, wie eine solche Grosswildjagt durchgeführt wird. Und tatsächlich: ein nach einiger Zeit eintreffender PKW muss sich all seiner Passagiere entladen (und es waren viele Passagiere, wie üblich). Dann springt der hohe Beamte ins Auto und sucht mit geübtem Auge nach unerwünschten Passagieren. Doch der Catcher bleibt unten, keine ‚Erfolgsmeldung'. Zu gerne hätten wir die Situation fotografiert, doch bei aller Freundlichkeit: fotografieren, das geht natürlich nicht. Wie schon früher erwähnt: das Ablichten von irgendetwas Amtlichen, sei es auch noch so lächerlich, bringt den Fotografen in den meisten afrikanischen Ländern direkt in den Knast oder zumindest in große Schwierigkeiten (=großes Bakschisch).
Der junge Afrikaner zeigt uns kleines Glasröllchen mit Exponaten, sodass die beiden Reisenden ganz ohne Gefahr in den Genuss kommen, die gefährlichen Tierchen aus der Nähe zu sehen. Der Kontrollposten ist an einer natürlichen Grenze des Verbreitungsgebietes errichtet, um mit seiner doch etwas bizarren Amtshandlung die weitere Ausbreitung einzudämmen. Und -für afrikanische Verhältnisse- höchst effektiv, wie der Staatsdiener uns versichert.
Nach dieser Lehrstunde erreichen wir am Nachmittag Lusaka und sind erstaunt, wie westlich Sambias Hauptstadt in weiten Teilen anmutet. Es folgt das gleiche Spiel wie vor zwei Tagen: die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Um es ein wenig abzukürzen: einer der Beiden landet im weichen Federbett des Holiday Inn, der andere im Zelt auf dem Gelände des Chachacha Backpackers. Das Chachacha Backpackers wird von einem Australier geführt, der in seinen frühesten Jahren auch Vespa fuhr. Und wenn wir frühe Jahre sagen, meinen wir das auch so: mit zwölf Jahren ging es bereits durchs australische Outback. Wir sehen schon: deutsche Verkehrsbürokarten schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.
Während wir ein gekühltes Bier genießen und das Zelt aufbauen, glaubt Jan ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Und tatsächlich: Paul zählt zu den vielleicht 20 anderen Bewohnern des Minicampings. Einer der beiden Australier, mit denen Jan in Kenia auf Safari war (siehe 18.08-21.08). Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten ist groß, Neuigkeiten werden ausgetauscht. Und während wir uns noch darüber amüsieren, dass man sich immer zwei Mal im Leben sieht, betritt... Lee das Geschehen. Der gute Mann scheint uns zu folgen, oder wir ihm. Wie ein Fluch. Ein gemeinsames Pizzaessen, dann verabschiedetet sich Christian in seine Herberge und geht ausnahmsweise früh pennen. Auch Lee verabschiedet sich alsbald, da er eine Verabredung mit zwei Schwedinnen hat.
Da heute anscheinend der Tag des Wiedersehens ist, trifft Paul dann wiederum auf einen Typen, den er vor zwei Jahren auf einer Afrikareise kennen gelernt hat. Dieser lädt ihn spontan ein, noch in dieser Nacht mit auf seine Lodge zu einer Safari zu kommen. Also baut Paul sein Zelt flugs wieder ab und ist genauso schnell weg, wie er gekommen. Jan beschließt, den angebrochenen Abend nicht zu vertrödeln und nimmt die vorangegangene Einladung von Lee ab, ihm zu den beiden Schwedinnen ins Restaurant ‚Nenas' zu folgen. Nach einem Spaziergang durch das nächtliche Lusaka ist das Nenas erreicht und Jan trifft auf eine illustre Runde... die Nacht wird lang und fröhlich.

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