From Hamburg to Capetown by Vespa...

Reisebericht Seite 4 von 5

Letzte Aktualisierung zum 06.09.03
 

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23.08.03 Heute ist es soweit: Julia muss wieder nach Hause, Christian und Jan wollen ihre Reise fortsetzten. Gegen 7.30 Uhr holt uns Albert, mittlerweile zum Stammfahrer exponiert, zur Fahrt von der Jugendherberge zum Flughafen ab. Julias Ticket liegt noch in Christians Hotelsafe, sodass ein Zwischenstopp erforderlich ist. Zumal die Reisenden gemeinsam zum Airport wollen, um nebst Verabschiedungsprozedere keine Zeit hinsichtlich der Weiterfahrt zu verlieren. Verhindert wird dies erst einmal durch einen erneuten Platten an der schwarzen Vespa. Trotz einer gewissen Routine beim Reifenwechseln schicken wir Julia vor, um ein Verpassen des Fliegers auf jedem Fall zu vermeiden.
Kurz danach am Abflugterminal angekommen, koennen wir sie nur noch durch eine Glaswand sehen, welche uns von dem abgesperrten Sicherheitsbereich trennt. Eine verbale Kommunikation ist nicht mehr moeglich. Jans Schwester steht jedoch bereits in einer Schlange am Check-Inn Schalter, alles wirkt normal. Wir harren der Dinge die da kommen, gehen ab und zu mal zu den Scheiben und winken Julia zu. Auf dem Flughafen herrscht ein munteres Treiben, welches unsere Aufmerksamkeit einfaengt. Langsam geht es auf die regulaere Abflugszeit zu, und so wundern wir uns, dass Julia immer noch in der Schlange steht. Sie wirkt ein wenig genervt, wir aber sind zum stummen Zusehen verdammt. Misstrauisch werden wir jedoch, als Julia von einem Schalter zum naechsten rennt. Schliesslich verlaesst sie den Sicherheitsbereich und unsere Befuerchtungen werden bestaetigt: der Flug ist ueberbucht und sie kommt definitiv nicht mit. Als wenn das alles nicht schon aergerlich genug waere, behauptet die leitende Bodenstewardess von KLM auch noch, dass Julia nicht rechtzeitig erschienen waere. Zum Glueck hat Jans Schwester einen vertrauenswuerdigen Zeugen: der niederlaendische Botschafter aus Harare kann bestaetigen, dass sie rechtzeitig am Check-Inn war und mit ihm in der Schlange gewartet hat. Leider hilft auch das erst einmal nicht weiter. Unsere Hoffnung gilt dem naechsten Flieger, welcher am spaeten Abend Nairobi verlaesst. Ab 17.00 Uhr soll Julia sich dafuer in die Stand-by Liste eintragen.
Wir fuegen uns dem Schicksal und suchen ein Flughafen-Cafe mit Blick auf Roller und Gepaeck auf. Zum Zeitvertreib weisen wir Jans Schwester in die Kuenste des sogenannten `Raeuber Romme` ein, ein Kartenspiel, welches die Reisenden inzwischen hunderte von Malen auf ihrem Trip gespielt haben. Sie erweist sich als sehr lernfaehig und nimmt den beiden Reisenden gleich die ersten Spiele ab.
Ab dem spaeten Nachmittag wird Julia dann immer wieder auf das Neue vertroestet. Dieses Spiel zieht sich bis 22.00 Uhr hin, dann ist auch der Nachtflug auf und davon. Ohne Julia. Die Ueberbuchungen sind offensichtlich eine Folge der Unruhen, welche vor einigen Tagen Kenia erschuetterten und verschiedenene Fluggesellschaften zum zeitweiligen Aussetzen des Flugverkehrs veranlassten.
Zu dritt fahren wir zurueck in die Jugendherberge und checken wieder ein, sehr zur Ueberraschung der Angestellten. Nach ein paar Telefonaten wird der Abend wieder lang und die Nacht kurz. Trotzdem muessen wir am naechsten Tag ab 6.00 Uhr morgens am Airport erneut unser Glueck versuchen.

24.08.03 Schon um 5.45 Uhr steht das vorbestellte Taxi vor der Herberge. Im schnellen Korso geht es zum Flughafen. Waehrend Jan sich wieder im Cafe positioniert, schlaeft Christian noch aus.
Julia probiert ihr Glueck und bekommt die `ueberraschende` Auskunft, dass sie erst mal abwarten solle. Wieder werden die Karten ins Spiel gebracht, es wird ein wenig gefruehstueckt und Kaffee getrunken. Gegen 8.30 Uhr beschliessen wir, dass es wohl besser ist, wenn Julia wieder in den Sicherheitsbereich geht, da die offizielle Abflugszeit mit 10.10 Uhr datiert ist.
To make a long story short: Sie wird Minuten vor dem Abflug im Laufschritt zum Flugzeug gejagt und bekommt den Flug. Fuer eine richtige Verabschiedung bleibt keine Zeit mehr. So sind sich die Reisenden auch erst nach laengerem Warten und mehrmaliger Nachfrage sicher, dass Julia wirklich eingescheckt wurde.
Noch waehrend des Wartens sprechen uns zwei Italiener an, ob wir mit den Vespas wirklich ganz aus Deutschland gekommen sind. Einer der beiden war frueher Chefmechaniker in einem Piaggio-Shop. Er sammelt alte 50cc Vespas, unter anderem befindet sich eine vollrestaurierte Fuffi des ersten Baujahres in seinem Besitz. Schnell kommt Oldtimersammler Christian ins Schwaermen, und nicht nur wg. Vespa. Schliesslich ist Italien nach Griechenland das Land mit der ältesten Geschichte in Europa. Der andere Suedeuropaer hat ebenfalls eine spezielle Beziehung zur Vespa. Sein aus Italien stammender Vater hat seine in Rheinland-Pfalz geborene Frau auf einer Vespareise durch Deutschland kennengelernt. Nach langem Palaver, vielen Fotos und einer Einladung in die Repubblica verabschieden wir uns von den beiden und machen uns auf den Weg in Richtung Tansania.
Wegen des heute stattfindenden Formel-1 Rennens begeben wir uns gegen Mittag auf die Suche nach einer Staette, in welcher wir das Ereignis live mitverfolgen koennen. Wir finden zwar zwei Hotels, welche eine Satelitenschuessel aufweisen koennen. Jedoch: leider wird der Stromgenerator erst gegen Abend angeschaltet, sodass wir weiterhin auf die telefonische Berichterstattung von Christians Bruder angewiesen sind.
Noch in Kenia, tanken wir auf der schoensten Tankstelle, die uns auf unserer bisherigen Reise begegnet ist. Handgemalte Bilder mit landestypischen Motiven verzieren den Spritbunker, und fuer die Mitarbeiter muessen wir einen kurzen Stopp einlegen, Benzingespraeche fuehren und uns ihr Restaurationsprojekt ansehen, eine uralte Arial.
Ein Kontrast zwischen den Grenzregionen faellt auf: in Norden Kenias gab es keine Strassen, aber dafuer Strom. Hier im Sueden wiederum reisen wir auf gutem Asphalt, nur: Elektrizitaet ist nicht verlegt. Mit letzterer Version koennen wir besser leben.
Wir nutzen die wider Willen gewonnene Zeit, um uns dem Grenzuebertritt nach Tansania zu widmen. Es ist die erste Grenze seit der Tuerkei, die eindeutig Touristen-dominiert ist. Die Formalitaeten sind schnell erledigt, neben uns parkt eine grosser Konvoi mit Rotkreuz-Lastern. Wir fragen uns: Was will der hier, warum ist der nicht in Aethiopien, Kongo etc.?
Ein Schlepper bietet uns Versicherungsschutz an. Wir beschliessen, ihm zu folgen und die Agentur seines Bruders aufzusuchen. Dort angekommen, werden wir geradezu ueberschwenglich von dem Assekuranzmakler begruesst. Er ist ob des zu erwartenden Geschaefts sichtlich erfreut und springt, laut lachend und sich in japanischer Manier in die Haende klatschend, vom Stuhl. Seine Freude, ja Begeisterung, wirkt fast wie die eines Kindes. Zunaechst sind wir etwas befremdet und lassen unser gesundes Misstrauen ob des neuen Geschaeftspartners walten. Als er jedoch eine Versicherung offeriert, welche saemtliche Laender unserer restlichen Reiseroute (Tansania, Malawi, Sambia, Botswana und Suedafrika) sowie zahlreiche andere afrikanische Destinationen einschliesst, broeckelt unser Misstrauen. Als wir den Preis von ca. US$ 66 fuer zwei Monate Deckung erfahren, sind wir vollends versoehnt. Er erscheint uns durchaus angemessen. In Aethiopien und Kenia sind ganz ohne Versicherungsschutz unterwegs gewesen. Unnoetigerweise, denn die `Yellow Card` haette auch diese Laender eingeschlossen. Uns war diese Tatsache vorher nicht bekannt, auch in den einschlaegigen Reisebuechern wird diese afrikanische Version der Gruenen Deckungskarte nur unzureichend beschrieben.
Nachdem Erledigung des -auch in Afrika faelligen - Papierkrieges bekommen wir noch einen Segen mit auf den Weg. Mittlerweile ist naehmlich ein Referend eingetroffen, ein guter Freund des Versicherungsmaklers. Er versichert uns, dass dieser ein ehrenwerter Mann sei. Wer soll sich mit so viel goettlichem Beistand noch unwohl fuehlen?
Auf unseren ersten Meter in Tansania werden wir lange Zeit vom Kilimandscharo begleitet, welcher, zu unserer Linken liegend, langsam im Abenddunst verschwindet. Wir setzen unsere Fahrt bis in die Stadt Arusha fort, die wir im Dunkeln erreichen. Dort quartieren wir uns auf dem Campingplatz `Massai Camp` ein, einem Treffpunkt der Afrikareisenden. Im ortsansaessigen Hotel der gehoebenen Klasse geniessen wir die italienische Kueche. Der Luxus `Gutes Essen` ist seit Nairobi wenn auch nicht zur Normalitaet, so doch wieder zu einer gewissen Regelmaessigkeit verkommen.

25.08.03 Auf allerbesten Strassen verlassen wir Arusha in Richtung Kilimandscharo. Der `Highway Supermarket` einer kleinen Stadt veranlasst uns zum Stop und Einkauf fuer ein kleines Picknick. Es gibt nahezu alles zu kaufen, wie Tansania ueberhaupt in grossen Teilen ueber eine gute Infrastruktur verfuegt. Allerdings sind auch die Touristengebiete rund um den groessten Berg Afrikas nicht weit, auf entsprechendem Niveu bewegt sich die Preisstruktur.
Fuer unsere Mahlzeit fahren wir bei sommerlichen Temparaturen von der Fahrbahn ab, dann ein kurzes Stueck Piste und ab in die Wildnis - ein Luxus, um den uns jeder deutsche Gelaendefahrer beneiden muesste. So ein schlichtes Picknick mit Weissbrot, Marmelade und Tee gestaltet sich als Festmahl. Die Reifen unserer Vespas wissen das Ofroad-Vergnuegen jedoch nicht zu schaetzen: als wir starten wollen, hat Jan einen Platten, noch spaeter finden wir mehrere Dornen in seinem Reifen.
Der Kilimandscharo liegt um diese Jahreszeit fast immer im Nebel. So kommen wir zwar relativ weit an ihn heran, koennen aber im Sonnenlicht lediglich die Spitze gut erkennen. Wie wir spaeter erfahren, ergeht es anderen Reisenden aehnlich.
Als die Dunkelheit anbricht, starten wir mit der Suche nach einer Uebernachtungsmoeglichkeit. Ein vermeintliches Hotel entpuppt sich als Restaurant, jedoch kann uns der Kellner ein Motel ganz in der Naehe empfehlen. Und tatsaechlich, das in unseren Reisefuehrern nicht beschriebene und von der Strasse schwer wahrnehmbare `Elephant Motel and Camping` entpuppt sich als schoen gelegene Lokation. Die Bar ist charmant eingerichtet und: es gibt Duschen. Sogar warmes Wasser. Auch das nicht alltaeglich in den hiesigen Gefilden.

26.08.03 Auf unserer Route am Kilimanscharo treffen wir an einem Restaurant den Rotkreuz-Konvoi wieder. William, der Manager der Lokals, erzaehlt uns, dass sein Vater 8 Jahre in Koeln gelebt hat und spaeter in Tansania ebenfalls Vespa gefahren ist.
In dieser Hinsicht ist das Land ein Phaenomen. Selbst in doerflichen Gefilden werden die Roller als `Vespa` identifiziert; wir werden aber auf unserer gesamten Tansania-Durchquerung auf immerhin 1.700 Kilometern nicht eine Vespa sehen. Der enorme Bekanntheitsgrad dieser Marke wird von Piaggio scheinbar nur in der Hauptstadt und in kuestennahen Regionen in klingende Muenze umgesetzt.
Seinen naechsten Reifenplatzer laesst Jan genau vor einem Huettendorf passieren. Die Bewohner leben recht urspruenglich: kein Strom, kein Kanalisation, kaum maschienell gefertigte Gegenstaende. Aber den African Highway genau vor der Tuer! Es fragt sich: wer war zuerst da?
Der naechste Halt: wieder eine kleine Ansiedlung von Lehm- und Strohbauten. Wir haben einen Jungen entdeckt, welcher einen selbstgebauten Holzroller faehrt, wie aus dem Reisefuehrer `Durch Afrika` bekannt. Wir koennen die aufgeschlossenen Erwachsenen und Kinder gegen Luftballons und Zigaretten zu ein paar Fotos ueberreden. Diese und andere Bilder erscheinen demnächst in einer Online-Galerie.
Mit Anbruch der Dunkelheit erhoehen sich die Fahrrisiken schlagartig. Kuenstliche Bodenwellen sind erst spaet zu erkennen, viele Menschen rennen auf der Fahrbahn herum, und ein guter Teil der Fahrzeuge ist ohne Licht unterwegs. In einem groesseren Dorf fragen wir auf einer Tankstelle nach einer Unterkunft. Ein Bananenkaeufer zeigt Christian an, ihm zu folgen. Und der Junge rennt. Und rennt. Hunderte von Metern, 1 Kilometer, vielleicht zwei Kilometer. Die Vespas im Schritttempo hinterher. Bei Ankunft ist unser Guide voellig ausgelaugt. Wir kommen nicht umhin, ihm ein paar Bananen abzukaufen und den Betrag grosszuegig aufzurunden.
Dann schieben wir unsere Vespas zum x-mal auf dieser Reise direkt vor die Rezeption. Der Abend klingt aus bei Bier und Smalltalk mit einem kenianischen LKW-Fahrer, welcher fuer eine deutsche Firma `schafft`.

27.08.03 Ein uebles Bild bietet sich uns an der ersten Baustelle, die wir morgens passieren. Zwei LKW`s haben es geschafft, nachts trotz zahlreicher Absperrungen und Fahrbahn-Bumper geradeaus zu fahren und in das Flussbett zu fallen, dessen Brueckenueberfuehrung gerade erneuert wird. Ein Fahrer hat schwerverletzt und nach Amputation eines Beines ueberlebt, von dem Schicksal des zweiten Truckers erfahren wir nichts.
In Morogoru machen wir halt auf Busbahnhof, welcher gleichzeitig als Marktplatz dient. Zwischen dem bunten Treiben faellt uns besonders ein Verkaeufer von Musikkassetten auf. Sein Verkaufswagen sieht aus wie eine zu gross geratene Supermarktkarre. Aber aus den Boxen kraechzt laut der Sound Afrikas.
Ploetzlich ist es soweit: uns begegnen die ersten Motorradreisenden, seitdem wir in der Tuerkei unseren japanischen Weltreisenden getroffen haben. Eine ganze Schar von BMW-Fahrern kommt uns entgegen, schliesslich halten wir gemeinsam mit einer in Italien zugelassenen Maschiene an. Der Fahrer erzaehlt uns, dass sie und die anderen Mopedfahrer im losen Verband eine Tour von Johannesburg/Suedafrika nach Dar es Salam/Tansania fahren. Fast ueberwiegend Asphaltstrecke, sei die Tour kein Problem gewesen. Er und seine ebenfalls italienische Freundin Barbara haben sich vor zwei Jahren bei einer Safari in Nairobi kennengelernt und die gleiche Liebe fuer das suedliche Afrika entwickelt.
Wenn es kommt, dann gleich ganz dicke. So begegnen uns nach wenigen Kilometern 4 ordinaere VW's mit deutschen Kennzeichen - das letzte Fahrzeug weist ihre Zugehoerigkeit zu einer Hilfsorganisation aus.
Die Landschaft wird immer schoener. Bei einem Tankstopp nehmen wir einen Snack ein - unter freundlicher Begutachtung eines jungen Massai. Er ist ganz angetan, als wir ihm ebenfalls eine Marmaladenstulle schmieren - zumindest seiner Mimik sind Neugier und Freude zu entnehmen. So schenken wir ihm noch den Rest an Brot, Butter und Aufstrich.
Dann kommen wir zu dem Schild `Mikumi National Park`. Einer der sehr wenigen Wildparks in diesem Teil Afrikas, durch den eine Landstrasse mitten hindurchfuehrt. Keine Schranken, keine Beschraenkungen for Motorradfahrer. Elefanten ruhen sich vielleicht 15 Meter von uns entfernt aus, so nahe bekommt man sie auf manch einer organisierten Safari nicht zu sehen. Auch entstehen Bilder mit uns, den Vespas und Giraffen, Affen und Zebras. Eine traumhafte Umgebung. Wenn doch nur jeder Meter Strasse so interessant waere.
Ein Zwischenstopp fuehrt uns in die `Kilimandscharo Lodge`. Dort lernen wir den Schweizer Josef kennen. Josef hat vor einigen Jahren eine Weltreise gestartet - und ist gleich im seinem Startland Tansania haengengeblieben. Wohl die kuerzeste Erdumrundung, die je stattgefunden hat... Er betreibt jetzt das Tan-Swiss Restaurant und lebt fast ausschliesslich von Durchreisenden und Besuchern des Mikumi Parks. Wir beschliessen, zu bleiben und verabreden uns mit dem Eidgenossen fuer den Abend in seinem Restaurant.
Jetzt schnell noch die Roller in den Innenhof unserer Lodge fahren. Jans Anlasser dreht und dreht - nichts. Der Roller springt nicht an. Dabei lief gerade diese Vespa bisher wie am Schnuerrchen. Start der Fehleranalyse: Benzinzufuhr pruefen, Kerze wechseln, Zuendung checken, anderes Zuendkabel. Ein astreiner Zuendfunke laesst einen bestimmten Verdacht aufkommen... So tauschen wir schliesslich die komplette Zuendplatte zwischen den Rollern aus - und siehe da, der Motor springt sofort an. Per Anruf bei unserem Freund Heiko von Piaggio-Schrader vergewissern wir uns, dass es sich hoechstwahrscheinlich um das sog. `Pick-up` handelt. Ein kleines Elektronikbauteil, welches nicht reparierbar ist. Aber wir haben Ersatz dabei. Der Harken an der Sache: das Pick-up muss eingeloetet werden. Da es mittlerweile Abend ist, muessen wir die Aktion auf naechsten Tag verschieben.
Zu Fuss wandern wir die circa 3 Kilometer ins Tan-Swiss Restaurant. Auf der Mitte unserer Wegstrecke befindet sich ein Polizeiposten, welchen wir in entgegengesetzter Richtung bereits mit den Vespas passiert haben. Drei Polizisten luemmeln sich auf ihren Sitzen, und dann geschieht das Unfassbare: per Taschenlampe winken sie einem bereits passierten Fahrzeug hinterher (natuerlich ohne aufzustehen) - und das Auto haelt und kommt zurueck! Das wuerd`s ja nicht mal in Deutschland geben...
Josef`s Restaurant ist erwartungsgemaess schoen gestaltet und verfuegt ueber eine gute Kueche. Leider gibt es kaum Schweizer Spezialitaeten, die sollen aber naechstes Jahr ins Menue. Wenn dann endlich Strom angeschlossen ist, um die Tiefkuehltruhe durchgehend zu betreiben. Die Leitungsmasten stehen zwar nur wenige Meter entfernt, ein Anschluss ans Netz dauert aber. Bisher laeuft ist der Antrag seit mehreren Monaten.
Die lange Zeit ohne deutschsprachige Mitbuerger haben unsere Sitten etwas verrauen lassen. Als wir uns ueber jemanden am Nachbartisch amuesieren, werden uns boese Blicke zugeworfen. Soll man ja auch nicht machen...
Und unkontrolliertes Feuer sollte man ebenfalls nicht legen. Josef hat auch heute wieder Angst, dass einer der zahlreichen Braende rund um seine Lokation auf das Strohdach uebergreift. Die Einheimischen legen ein Feuer - und gehen weg. Unkontrolliert greifen die Flammen um sich, sicher eine Horrorvorstellung fuer jeden Suedeuropaer nach diesem dramatischen Sommer. Doch hier soll einfach neues Weideland geschaffen werden. Niemand kontrolliert das, versehentlich abgebrannte Haeuser werden als Kollateralschaeden hingenommen.

28.08.03 Good luck. Direkt neben unserer Unterkunft befindet sich eine Berufsschule fuer Techniker, Elektroniker und andere Handwerksberufe. Wir platzen mitten in den Unterricht und werden neugierig beaeugt. Lehrer und fortgeschrittene Auszubildende nehmen die Sache in die Hand, nach wenigen Minuten ist ein funktionsfaehiger Loetkolben ausgemacht. Das Einloeten des neuen Pick-up wird ganz manierlich ausgefuerhrt - dann versaut die Lehrkraft jedoch per Ueberdrehen das Gewinde. Zusaetzlicher Loetdraht soll das Gewinde heilen, wir sind nicht ganz so ueberzeugt. Trotzdem zahlen wir gerne eine Kleinigkeit in die Klassenkasse.
In der Kilimandscharo Lodge erhalten wir unsere Waesche zurueck. Die Reinigung etlicher Klamotten kostet nur 1 Euro - Handarbeit inklusive. Jan fixiert noch einmal das Pick-up, nach dem Einbau die Bestaetigung: das war es. Irgendwie beruhigend, denn das Teil kann man nicht durchmessen, und auch die Zuendspulen waeren als -wenn auch unwahrscheinliche- Fehlerquelle in Frage gekommen.
Unsere Weiterfahrt wird mit schoenster Landschaft belohnt, abends landen wir im River Camp Side/Iringa. Beim Einschecken bietet ein Campingplatzmitarbeiter Christian frisches Fleisch an, etwas unkontrolliert greift dieser zu. Ein Riesenteil frisches Rind landet auf dem Grill, der uns samt gluehender Holzkohle zur Verfuegung gestellt wird. Auch der mitgeschleppte Rost findet endlich Verwendung. Lange Gespraeche mit den wenigen anderen Gaesten gehen bis in die Nacht. Einige Amis und eine Schweizerin lernen hier seit einigen Monaten die Landesprache Suhaheli. Auch Vespa ist bekannt, ein Freund in Amerika besitzt so ein Ding.

29.08.03 Wir verabschieden uns herzlich von den Amis und fahren zwecks Auftanken und Geldwechseln nach Iringa. Bei letzterem handelt es sich fast immer um eine langatmige Angelegenheit. Zuerst muss eine Bank gefunden werden, welche Travellercheques oder besser Kreditkarten akzeptiert, und dann muss man sich einer mehr oder weniger zeitraubenden Prozedur aussetzen. In Iringa sind wir schliesslich in der vierten Bank fuendig geworden: es werden wenigstens Reiseschecks akzeptiert. Drei Schalter, vier Formulare und 45 Minuten weiter haben wir es endlich geschafft, einen 50 US-Dollarscheck in tansanianische Schilling zu wechseln. Das mag umstaendlich und langwierig erscheinen, wir haben uns mittlerweile daran gewoehnt.
30 Kilometer suedlich widmen wir uns erneut dem kulturellen Aspekt unserer Ausfahrt und besuchen das`Ismalia Stone Hedge`, eine Ausgrabungsstaette fruehsteinzeitlicher Werkzeuge. Und tatsaechlich: die meisten der ausgestellten Exponate sind aus Stein. So betrachten wir Handkeile, Pfeilspitzen und jede Menge anderer Werkzeuge, welche zentriert in diesem Tal gefunden worden. Als Laien bewundern wir jene Archaeologen, die aus einem `Haufen` von Steinen solch historisch wertvolle Dinge herausfiltern koennen.
Nach diesem kulturhistorischem Intermezzo setzen wir unsere kleine Reise fort und begeben uns zur `Old Farm`. Diese wird in unserem Reisefuehrer als Quelle landwirtschaftlicher Produkte angepriesen. Die beiden Reisenden verspueren durchaus eine gewisse Lust auf leckeres und frisches Essen. Unsere Hoffnungen werden nicht entaeuscht: die `Old Farm` ist eine Oase der Ruhe, die Speisen sind vorzueglich und superfrisch. Zu verdanken haben wir das einem jungen Suedafrikaner namens Gerreth, der auf der Farm arbeitet und ein grosses Herz fuer Reisende auf Zweiraedern hat. Normalerweise, so erklaert uns die Besitzerin, wuerde Lunch nur fuer Gaeste des Hauses serviert werden. Da Gerreth sich aber fuer uns stark macht, koennen wir nach einer herrlichen, entspannenden und fuellenden Mittagspause unseren Sommerausflug fortsetzen. Gegen Abend checken wir in einem recht einfachem, aber ziemlich sauberen Hotel ein und lassen den Tag mit der einen oder anderen `Diele` (Partie Raeuber Romme) ausklingen.

30.08.03 Bei dem Zwischenstopp auf einem Berg geniessen wir den Blick auf die Teeplantagen und kochen uns selbigen nebst spaetem Fruehstueck. Am Grenzuebergang zu Malavi angekommen, werden wir noch auf tansanianischer Seite von zahllosen Geldwechslern bestuermt. Alles schreien durcheinander und reden gleichzeitig auf uns ein, es ist kaum ein Wort zu verstehen. Auf welcher Business-School waren diese Jungs bloss...
Wir zeigen an, dass unter diesen chaotischen Bedingungen keine Scheine herausgeholt werden, und die Lage beruhigt sich etwas. Der Wechselkurs wird von unserem Reisefuehrer verifiziert, und nach einigem Feilschen gibt es einen Satz `Kwacha` (ausgesprochen: Quatscha) in die Hand. Wie wir spaeter erfahren, waren die Angaben in unserem Buch reichlich ueberholt. Doch es ist Wochenende, keine Bank in Sicht, und wir tauschen lediglich US$ 50. Zum Abschied pruegeln sich zwei Geldwechsler fast, nach Angaben ihrer Kollegen ein taegliches Prozedere.
Fuer unser Carnet muessen wir erstmalig seit Aegypten wieder Gebuehren zahlen, dafuer brauchen wir mit deutschem Reisepass kein (teures) Visum. Nach 100 Kilometern vertretbaren Asphalts (wenige Krater, kaum Piste) landen wir in einem netten Motel direkt am See an. Jan gefaellt die Geraeuschkulisse seines Motors nicht, und eine Teilzerlegung gibt ihm recht: das Pick-up hat sich dank des verpfuschten Gewindes leicht geloest und schabt am Luefterrad. Mit Epoxidharz wird das Teil erneut festgesetzt.
Vor lauter Uebermut lassen sich die Reisenden abends zu einer Partie Billard hinreissen. Nicht, ohne sich vor den Einheimischen halbwegs zu blamieren. Man sieht, das wir vor Jahren das letzte Mal gespielt haben. Zum Glueck werden unsere Zuschauer spaeter von einem Fernseher abgelenkt, sodass wir weiter vor uns hinstuempern koennen. Ein Softporno konzentriert die Aufmerksamkeit der anderen Barbesucher auf den Bildschirm.

31.08.03 Nach dem Fruehstueck baut Jan seine Zuendung wieder ein, waehrend die Hotelbelegschaft sich interessiert mit unseren Mobiltelefonen beschaeftigt. Gluecklicherweise scheint das Pick-Up keinen weiteren Schaden genommen zu haben, sodass einer Weiterfahrt nichts mehr im Wege steht. Schnell noch die Telefone eingesammelt - und los. Die Route entlang des Lake Malawi ist einfach traumhaft. So passieren wir kleine Doerfer, in denen die Fischer ihren Fang auf grossen Bambusmatten von der Sonne trocknen lassen. Wir geniessen die kurvenreiche Strecke und lassen den Blick einfach ueber den See schweifen, auf welchem junge Maenner mit Einbaeumen unterwegs sind.
Waehrend wir auf der Landstrasse wie so oft aus den Reservekanistern tanken muessen, beobachtet uns -erwartungsgemaess- eine ganze Horde kleiner Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren. Zunaechst also eine ganz normale Situation. Als Jan entdeckt, dass die Youngsters einen Ball (bestehend aus Lumpen, welche durch ein Netz zusammengehalten werden) haben, laesst er sich diesen zupassen. Erst sind die Kinder etwas unsicher. Schnell merken sie, dass wir nicht beissen, und die Beruehrungsaengste fallen. Flugs werden aus unseren Kanistern und den anderen Gepaeckstuecken Tore aufgebaut, das Spiel kann beginnen. Es muessen nur noch 2 Mannschaften gebildet werden, der Einfachheithalber bekommt jede Partei einen von diesen grossen ungelenkigen Weissen zugeteilt. So verbringen wir dann die naechste Stunde fussballspielend auf der Landstrasse - lediglich unterbrochen von den wenigen Autos, welche ab und an die Strasse passieren. Am Ende steht es 7 zu 3 fuer das Team der etwas kraeftiger gebauten Weissnase. Nach der koerperlichen Ertuechtigung folgt nun die Geistige. Wir beantworten -mit Haenden und Fuessen- alle Fragen zu uns, den Vespas und woher wir kommen. Die Fragestunde findet jedoch ein jehes Ende, als wir den Kindern die Funktion eines Knopfes an der rechten Seite des Lenkers erklaeren. Die Hupe. Nun folgt ein minutenlanges Hup- und Schrei-Konzert... es ist unglaublich, wie laut 30 Kinder und 2 Vespas sein koennen. Zum Abschied bietet Jan noch Rundfahrten auf der Vespa an. Wieder gilt es die anfaengliche Scheu zu ueberwinden. Doch als die ersten Kinder aufsitzen, ist auch der Rest der Kinderschaar nicht mehr zu halten. Folglich versucht Jan den Kindern zu erklaeren, dass 9 Kinder plus Fahrer doch etwas viel sind fuer eine Vespa - schliesslich ist auch das Gepaeck noch aufgeladen.
Mann einigt sich auf `6 plus Fahrer`. Unter grossem Gejohle werden einige Runden gedreht, um dann die Passagiere zu wechseln und zur naechsten Rundfahrt zu starten. Die dritte Fahrt muss zum allgemeinen Leidwesen abgebrochen werden, da der geflickte Hinterreifen an Jans Vespa der Belastung nicht standgehalten hat. Gezwungermassen bieten wir den Kindern eine Reifenwechsel-Vorstellung. Jeder Handgriff wird ganz genau beobachtet und kommentiert. Nach ca. 1 ½ Stunden verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden, welche uns noch johlend die ersten Meter begleiten.
Unsere naechste Destination ist das Chipita Beach Camp Site, welches uns Gereth von der Old Farm empfohlen hat. Und die Lokation ist wirklich eine Empfehlung wert. Sie liegt direkt am Lake Malawi und verfuegt ueber einen wunderschoenen Sandstrand. Aus der traumhaft gelegenen Bar kann das ganze Szenario beobachtet werden.
Wir bauen unser Zelt direkt am Strand auf, da einer der Mitreisenden ganz begeistert ist von dieser Idee und Argumente wie mangelnder Sonnenschutz oder Tonnen von Sand im Zelt nicht zaehlen laesst. Am Abend wird seitens des Platzbetreibers gegrillt, es werden vorzuegliches Spanferkel und mindestens genauso leckere Huehnerteilchen kredenzt.
Beim Essen lernen wir Lee kennen, einen jungen Mann aus Brighton/England. Dieser arme Wicht muss sich dann zahlreiches Vespalatein von uns an hoeren. Im Verlauf des Abends entpuppt sich Christian, unterstuetzt durch einen gewissen Smirnoff, zu einer unermuedlich sprudelnden Quelle fuer Rollergeschichten. Da Jan die meisten Geschichten schon kennt und eh kaum zu Wort kommt, zieht er sich an die Bar zurueck, wo er auf den Platzbesitzer John trifft. John entpuppt sich als Ex-Scooterboy, welcher in den 80er Jahren ziemlich aktiv in der britischen Szene unterwegs war. Mit leuchtenden Augen berichtet er von seiner PX 125, welche mit 177er Polini, Dropped Handle Bar, PM Up&Over und diversen anderen Spielerreien versehen war. Er ist ziemlich fassungslos als er hoert, dass wir in Deutschland gestartet sind. Schliesslich habe er schon alles Moegliche und Unmoegliche auf seinem Camp gesehen: Fussgaenger, London-Taxis, Fahrradfahrer, einen Yamaha R1 Weltenbummler (ehemaliger Vespafahrer, mehr Infos dazu unter`Links`), jedoch definitiv noch keine Vespa.
Waehrenddessen hat sich auch Christian zu uns gesellt, da sein Gespraechspartner vermutetermassen einen heftigen Muedigkeitsanfall vorgetaeuscht hat, um sich ins Bett zu verabschieden. Es entwickelt sich ein illustrer Abend, an dem ueber Gott und die Welt debatiert wird. Nach und nach verlassen die anderen Gaeste die Bar, sodass wir diese bald alleine mit John und dem fluessigen Gesellen Smirnoff betreiben.
Gegen 1.00 Uhr verabschiedet sich Christian leicht taumelnd - um wenig spaeter von seinem Mitreisenden schlafend am Strand aufgefunden zu werden. Der Schlaf ist so tief, dass er sich durch nichts davon ueberzeugen laesst, in das Zelt zu wechseln. Normalerweise haette man ihn natuerlich dort liegen lassen koennen, die Temparaturen sprechen keinesfalls dagegen. Da aber in der Gegend eine erhoehte Malariagefahr besteht, ergibt sich durchaus die Notwendigkeit, einen mueckenfreien Platz aufzusuchen. So probiert Jan zunaechst den Rautek-Rettungsgriff (dem ein oder anderen vom Erste-Hilfekurs gelaeufig). Christian jedoch schlaeft mittlerweile tief und fest und hat nicht mehr den Hauch von Koerperspannung - was einen Transport extrem schwierig macht. Letzte Chance: ihn an den Fuessen packen. So zieht der arme Jan seinen schlafenden Reisekumpanen ueber den Strand ins Zelt, um eine mueckenfreie Nacht zu sichern.

01.09.03 The day after - erwartungsgemaess grausam. Schon um 6.30 Uhr wird es im Zelt heiss wie in einer Sauna. Jan verabschiedet sich in seine Haengematte, welche im Schatten der Baeume aufgehaengt ist. Bedeutend spaeter erhebt sich dann auch der andere Reisende aus den Federn, um im Schatten einer Lodge seinen `Hang-over` zu pflegen.
Als Jan sich an die Beach-Bar begibt, um ein Wasser zu ordern, wird er von einem ganz besorgtem Campingplatzmitarbeiter angesprochen. Ob mit seinem Freund alles ok sei? Jan versichert treuherzig, dass man sich um Christian keine Sorgen machen muesse, was dem Barmann ein Runzeln auf die Stirn treibt. Er berichtet, dass Bewohner und Anwohner sich waehrend der letzten Nacht Sorgen gemacht haetten, da so ein lautes Stoehnen ueber den Platz schallte...
Trotzalledem ringt sich Christian spaeter zu einem gemeinsamen Katerfruehstueck auf. Den Rest des Tages lesen wir Zeitung und spannen einfach mal aus, Es sind kaum andere Besucher auf der Anlage, sodass wir diese mehr oder weniger fuer uns alleine haben. Das aendert sich am Abend jedoch schlagartig, als zwei sog. Overland-Trucks einfallen. Bei den Overland-Trucks handelt es sich um Lastwagen, auf deren Ladeflaeche Stuehle oder Baenke montiert sind. Damit lassen sich jede Menge Touristen durch Afrika kutschieren. Mit einem der Fahrzeuge sind zwei Oesterreicherinnen und zwei Deutsche angekommen, welche wir im Laufe des Abends in die Kuenste des Kartenspiels Raeuber-Romme einweihen. Seit Kenia treffen wir gelegentlich auf deutschsprachige Menschen.
Die Einwohner Malawis zaehlen zu den freundlichsten auf unserer Reiseroute ueberhaupt. Die Natur des Landes ist wunderschoen. Interessanterweise erzaehlen uns etliche Einheimische, wie arm ihr Land sei. Nachdem, was wir in vielen anderen Gegenden vorher gesehen haben, koennen wir dieses nicht bestaetigen. Es gibt hier eine existente Infrastruktur. Fischfang, ausreichend Frischwasser und eine vitale Landwirtschaft sichern einen, wenn auch im Vergleich zu Europa geringen Lebensstandard. Allerdings wird uns mehrfach versichert, dass es im Sueden des Landes erheblich schlechter aussehen soll.

02.09.03 Es ist wieder an der Zeit, weiter zu ziehen. Routiniert und schnell packen wir, um dieses schoene Stueckchen Erde in suedlicher Richtung zu verlassen. Zuvor lauft uns noch der Besitzer des Beachclubs ueber den Weg. John hat schon morgens um 9.00 Uhr den ersten Joint im Hals und spuelt den Rausch des Abends mit einem Bier herunter.
Die Strecke auf unserer Weiterfahrt ist weiterhin traumhaft schoen. Eine bergige Landschaft fuehrt uns immer wieder an den Lake Malawi heran. In der Stadt Mzuzu angekommen, suchen wir zunaechst eine Bank auf, um unsere zwischenzeitlich mageren Bargeldbestaende aufzufuellen. Ueberraschenderweise koennen wir unsere Kreditkarten zum Einsatz bringen, was die Bank sich aber auch gut bezahlen laesst. Etwas verwundert sind wir ueber das Verhalten von zwei langhaarigen Hollaendern, die seit ueber einem Jahr in Mosambique arbeiten. Schon nach 20 Minuten Wartezeit werden die Jungs quengelig - wie haben die bloss ihren bisherigen Aufenthalt ueberstanden?
Wir checken im oertlichen Hotel Meridien ein, morgen soll unsere Homepage ein wenig aktualisiert werden. In unserer Herberge gehen wir noch kurz online, was sich aber nicht wirklich lohnt. Der Internetzugang ist superlangsam und teuer. Ausserdem gibt es nur einen Rechner, welcher eigentlich fuer den Hotelchef reserviert ist. Den Abend verbringt Christian in der Bar und Jan am Telefon. Eine Telefongesellschaft bietet Gespraeche von Deutschland nach Malawi fuer unglaubliche 1 Cent pro Minute an! Diese Chance nutzt Jan fuer einen langen Informationsaustausch mit Freunden und Familie.

03.09.03 Frueh morgens macht Christian in Business und telefoniert zu den wohl guenstigsten Gespaechsgebuehren, welche zwischen Europa und Afrika bestehen. Jan amuessiert sich derweil bei einer heiteren japanischen Schwulenkomoedie, welche ein Kanal innerhalb des afrikanischen Satelitenfernsehens DStv anbietet. Anschliessend geht es ins Internetcafe, um unseren treuen Lesern nach laengerer Zeit wieder etwas Input ins Netz zu stellen. Der Zugang ist mit 12 US-Dollarn pro Stunde relativ teuer und dabei auch noch ziemlich langsam. Wie wir spaeter vom Betreiber erfahren, stehen in Mzuzu Breitbandleitungen nur theoretisch zur Verfuegung. Deren Nutzung ist mit umgerechnet ungefaehr 1.000 Euro monatlich (kein Scherz) nicht nur fuer hiesige Verhaeltnisse dermassen kostenintensiv, dass sich wohl nur malawische Grossunternehmen wie Banken etc. den Betrieb leisten koennen. Wenn ueberhaupt.
Zu beiderseitigen Ueberraschung schneit eine der beiden Norwegerinnen herein, welche wir in Nairobi kennengelernt haben. Es stellt sich heraus, dass die Nordeuropaer in der Stadt arbeiten und leben. Mona, so ihr Name, hat viel zu tun und verabschiedet sich dann auch alsbald. Wir setzen unsere Bemuehungen fort, werden aber wenig spaeter erneut unterbrochen. Dieses Mal ist es Marte, die andere Norwegerin, welche nicht minder ueberrascht ist, uns zu sehen. Marte ist so freundlich, uns Schlafmoeglichkeiten anzubieten. Platz haetten sie genug, trotzdem sagen wir nicht fest zu. Geplant ist, heute noch weiter in Richtung Nkhata Bay zu reisen. Bald zwingt die Beschaeftigung auch Marte zum Verlassen des Cafes, wir hauen weiter fleissig in die Tasten. Doch schon eine halbe Stunde spaeter das naechste Wiedersehen: Lee (siehe 31.08.03) betritt die Lokalitaet. Er laesst sich den Schrecken nicht anmerken. Waehrend wir mit ihm plauschen, kommt zu guter Letzt auch noch Beachressort-Chef John vorbei. Innerhalb von kuerzester Zeit treffen wir damit einen grossen Teil unserer weissen Bekannten wieder.
Wie wir bereits mehrfach anmerkten, entsprechen die afrikanischen Rechnerknechte ebenso wie die Internetzugaenge in keinster Weise dem aus Deutschland gewohnten DSL-SinnlosProf-Standard. Besonders aergerlich, als dann gegen 16.30 Uhr der Strom ausfaellt. Da unsere Texte auf den Computern liegen, wissen wir nicht, ob diese beschaedigt oder gar verloren gegangen sind.
Gut, laesst sich nicht aendern. Also abwarten und hoffen. Was machen die Reisenden in so einem Fall? Philosophieren, studieren, diskutieren? Alles falsch: das Gluecksspiel gewinnt erneut die Oberhand. Schon nach einer Stunde laufen die PC's wieder, und der freundliche und hilfsbereite Cafebetreiber haelt den Laden extra fuer uns laenger offen. Unsere Texte sind erfreulicherweise komplett erhalten geblieben. Bald wird es dunkel, sodass wir unseren Plan zur Weiterfahrt begraben.
Wir beschliessen, das Angebot von Marte anzunehmen. Gegen acht Uhr verlassen wir die Rechner und machen uns auf den Weg zum St. John of God Hospital. Zufaelligerweise kommen wir dort zeitgleich mit den beiden Norwegerinnen an, welche in ihrem Suzuki-Jeep unterwegs waren. Das Gelaende ist wunderschoen angelegt, Marte und Mona bewohnen ein eigenes kleines Haus. Auf unsere Frage nach der Spezialisierung dieses Hospital erhalten wir eine passende Antwort: es handelt sich um ein Hospital fuer psychisch Kranke.
Ausser unseren Gastgeberinnen sind noch Linda, ebenfalls Norwegerin, und die Australierin Michelle anwesend. Erste arbeitet als Krankenschwester, zweite als Aerztin im benachbarten Krankenhaus der Allgemeinmedizin. Eine Verabredung zum Pizzaessen hat alle zusammengebracht. Selbstgemacht, kommen auch wir in den Genuss der italienischen Teigwaren und verbringen einen amuesanten Abend mit den vier Damen. Nur unterbrochen von Jans Bemuehungen, ihnen auf Martes Notebook knapp 500 Fotos vorzufuehren... Abschliessend verabreden wir uns locker fuer den kommenden Samstagabend in Harrys Bar, gelegen in der Landeshauptstadt Lilongwe.

 

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